Die beiden kleinsten Gemeinden im Dekanat bilden einen Verbund: Sie teilen sich Pfarrer, Pfarramt und Sekretärin. Dennoch sind sie eigenständig, mit eigenen Kirchen, Gemeindehäusern und Kirchenvorständen. Auch die sehr unterschiedlichen Gemeindesituationen nötigen zu selbständigen Arbeitskonzepten. Marktschorgast ist die einzige Diasporagemeinde im Dekanat, d.h. die Mehrzahl der Bürger ist römisch-katholisch. Am Ort gibt es ein Rathaus mit Verwaltung, Bürgermeister und Gemeinderat, Grundschule, Kindertagesstätte, Geschäfte, Ärzte, viele Arbeitsplätze und eine gute Verkehrsanbindung. Auch haben viele Rußlanddeutsche hier eine neue Heimat gefunden.
Streitau ist traditionell evangelisch. Eine Infrastruktur wie in Marktschorgast ist kaum vorhanden. Deshalb stellt sich die Kirchengemeinde einer Reihe kommunaler Aufgaben und ist genötigt, alle Bürger im Blick zu haben, nicht nur die eigenen „Schäfchen“. Dies ist auch deshalb wichtig, weil das evangelische Gemeindehaus die größten Räume am Ort beinhaltet. So entstand ein „Runder Tisch“ aller gewählten Vertreter des Ortes, das Vorständetreffen. Dazu lädt der Pfarrer alle Mandatsträger vom Vereinsvorstand bis zum Kassier und die Kirchenvorsteher zur Besprechung des Dorflebens regelmäßig ein.
Auf der anderen Seite hatten die Streitauer immer einen eigenen Pfarrer und mussten sich daran gewöhnen, mit den „Schorchetzern“ zu teilen. Die Marktschorgaster wiederum waren schon immer selbständig gewesen und hatten von ihrer Geschichte her zu Bad Berneck, später zu Neuenmarkt gehört. Weil kein evangelischer Pfarrer am Ort wohnte, ist der Vertrauensmann im Kirchenvorstand der „klaane Pfarrer“. Marktschorgast gehört zum Landkreis Kulmbach, Streitau zu Bayreuth. Aus den Lokalteilen der jeweiligen Zeitungen erfährt man so gut wie nichts übereinander – auch eine Herausforderung an unseren gemeinsamen Gemeindebrief.
Die Kooperation zwischen beiden Gemeinden muss gut gepflegt werden. Ein Dreh- und Angelpunkt dazu sind unsere Kirchenvorsteherrüstzeiten, auf denen wir uns immer besser kennengelernt haben. So entstanden gemeinsame Mitarbeiterfortbildungen, Jugendarbeit, Feste, Lektorenteam, Gottesdienste, ökumenisches Frauenfrühstück… Ein weiterer verbindender „Aktivposten“ ist unser hervorragender Posaunenchor, der eine Fülle von Auftritten in beiden Gemeinden absolviert.
Mittlerweile hat auch eine Zusammenarbeit mit unserer Nachbargemeinde Gefrees begonnen. Am Anfang standen einige gemeinsame Kirchenvorstandssitzungen. Nun halten wir Präparanden- und Konfirmandenfreizeiten zusammen und Gottesdienste im Freien, zu denen wir uns gegenseitig einladen. Wieder: drei sehr unterschiedliche Gemeinden, die schwer zusammenpassen und doch zusammengehören.
In einem christlichen Lied von Manfred Siebald fanden wir das ausgedrückt, was uns gemeinsam bewegt: „Gut, dass wir einander haben, gut, dass wir einander sehn, Sorgen, Freuden, Kräfte teilen und auf einem Wege gehen. Gut, dass wir nicht uns nur haben, dass der Kreis sich niemals schließt und dass Gott, von dem wir reden, hier in unsrer Mitte ist.“